Glutensensitivität Symptome richtig deuten – Ursachen, Diagnose und Lösungswege

Frau mit Bauchschmerzen durch Glutenunverträglichkeit hält Tafel mit dem Wort Gluten

Leiden Sie nach dem Verzehr von Brot, Nudeln oder Müsli unter Bauchschmerzen, Blähungen oder Müdigkeit? Haben Sie den Verdacht, auf Gluten empfindlich zu reagieren, auch wenn eine Zöliakie oder Weizenallergie ausgeschlossen wurde? Dann könnte eine Glutensensitivität die Ursache Ihrer Beschwerden sein. Dieses oft missverstandene Krankheitsbild, auch als Nicht-Zöliakie-Glutensensitivität (NCGS) bekannt, rückt immer mehr in den Fokus.

Doch was genau verbirgt sich hinter dem Begriff? Welche Symptome sind typisch und wie erfolgt die Diagnose? Dieser Artikel bietet Ihnen einen umfassenden Überblick über die Glutensensitivität und ihre vielfältigen Symptome – von Verdauungsbeschwerden bis hin zu psychischen Beeinträchtigungen. Zudem beleuchten wir mögliche Ursachen sowie aktuelle, wissenschaftliche Ansätze zur potenziellen Linderung der Beschwerden.

Was ist Glutensensitivität (NCGS)? Wenn der Körper rebelliert, aber keine Zöliakie vorliegt

Als Glutensensitivität bezeichnet man ein Krankheitsbild, das auch Non-Celiac Gluten Sensitivity (NCGS) genannt wird. Die Betroffenen reagieren auf glutenhaltige Lebensmittel mit einer Vielzahl an Beschwerden, die oft kurz nach dem Essen auftreten. Die Glutensensitivität-Symptome erinnern an eine Zöliakie, jedoch lassen sich bei den Patienten weder eine Zöliakie noch eine Weizenallergie nachweisen.

In heimischen Getreidesorten wie Weizen, Roggen, Gerste und Dinkel findet sich das Klebereiweiß Gluten. Anders als die Zöliakie, bei der das Immunsystem fälschlicherweise die eigene Darmschleimhaut attackiert, handelt es sich bei der NCGS nicht um eine Autoimmunerkrankung. Menschen mit Glutensensitivität leiden auch nicht unter einer klassischen Nahrungsmittelallergie wie der Weizenallergie, die durch eine spezifische IgE-vermittelte Immunreaktion charakterisiert ist.

Die genauen Mechanismen, die der Glutensensitivität zugrunde liegen, sind noch nicht vollständig erforscht. Es wird vermutet, dass nicht nur Gluten isoliert, sondern möglicherweise auch andere Bestandteile des Weizens, wie Amylase-Trypsin-Inhibitoren (ATIs) oder fermentierbare Oligo-, Di-, Monosaccharide und Polyole (FODMAPs), eine Rolle bei der Auslösung der Symptome spielen könnten. Die Prävalenz der NCGS ist schwer zu bestimmen, da es keine spezifischen Biomarker existieren. Schätzungen gehen davon aus, dass Glutensensitivität häufiger vorkommt als Zöliakie.

Welche typischen Symptome deuten auf eine Glutensensitivität hin?

Die Symptome der Glutensensitivität sind äußerst vielfältig und können sowohl den Darm als auch andere Organsysteme betreffen. Viele Symptome sind unspezifisch und können auch bei anderen Erkrankungen vorkommen, wodurch die Diagnose zusätzlich erschwert wird.

Zu den häufigsten Magen-Darm-Beschwerden zählen:

  • Bauchschmerzen
  • Blähungen
  • Durchfall oder auch Obstipation (Verstopfung)

Diese Symptome ähneln oft denen des Reizdarmsyndroms. Neben den gastrointestinalen Beschwerden können bei einer Glutensensitivität aber auch sogenannte extraintestinale Symptome auftreten:

  • allgemeine Müdigkeit und Abgeschlagenheit (“Brain Fog”)
  • Kopfschmerzen oder Migräne
  • Gelenk- und Muskelschmerzen
  • Hautprobleme wie Ekzeme oder Hautausschlag
  • Taubheitsgefühle in Armen oder Beinen
  • psychische Symptome wie depressive Verstimmungen, Angstzustände oder Konzentrationsstörungen

Die Symptomatik kann von Person zu Person stark variieren und hängt oft auch von der verzehrten Menge an Gluten ab. Das Vorliegen solcher Symptome nach dem Verzehr glutenhaltiger Lebensmittel kann ein Hinweis sein, sollte aber immer ärztlich abgeklärt werden.

Wie unterscheidet sich Glutensensitivität von Zöliakie und Weizenallergie?

Obwohl die Symptome sich ähneln können, existieren grundlegende Unterschiede zwischen Glutensensitivität, Zöliakie und Weizenallergie.

Die Zöliakie ist eine chronische, autoimmune Erkrankung, die bei genetisch prädisponierten Personen (oft HLA-DQ2 positiv)

durch den Verzehr von Gluten ausgelöst wird. Das Immunsystem reagiert auf Gluten und greift fälschlicherweise die Darmschleimhaut des Dünndarms an. Dieser Umstand mündet in einer Entzündung und Schädigung (Enteropathie). Die Diagnose erfolgt durch spezifische Antikörpertests im Blut und eine Dünndarmbiopsie. Eine strikte, lebenslange glutenfreie Ernährung ist die einzige Behandlung.

Die Weizenallergie ist eine klassische Allergie, bei der das Immunsystem auf bestimmte Proteine im Weizen (nicht unbedingt nur Gluten) mit einer allergischen Reaktion reagiert. Diese Reaktion wird durch IgE-Antikörper vermittelt und kann sich innerhalb von Minuten bis Stunden nach dem Verzehr äußern. Die Symptome reichen von Hautreaktionen, Atemwegsbeschwerden bis hin zu Magen-Darm-Problemen oder im schlimmsten Fall einem anaphylaktischen Schock. Die Diagnose erfolgt über Hauttests oder Blutuntersuchungen auf spezifische IgE-Antikörper.

Glutensensitivität (NCGS) ist weder eine Autoimmunerkrankung noch eine klassische IgE-vermittelte Allergie. Es kommt nicht zur typischen Schädigung der Darmschleimhaut wie bei der Zöliakie. Zudem sind keinerlei spezifische Antikörper nachweisbar. Die Diagnose ist daher komplexer und basiert auf einem Ausschluss der beiden anderen Erkrankungen und einer Besserung der Symptome unter einer glutenfreien Ernährung.

Wie wird die Diagnose Glutensensitivität gestellt?

Die Diagnose der Glutensensitivität ist eine Herausforderung, da es keinen spezifischen Labortest oder Biomarker gibt. Es handelt sich um eine Ausschlussdiagnose. Bevor die Diagnose NCGS gestellt werden kann, müssen zunächst eine Zöliakie und eine Weizenallergie sicher ausgeschlossen werden. Dies geschieht in der Regel durch entsprechende Blutuntersuchungen (Antikörpertests für Zöliakie, spezifische IgE-Tests für Weizenallergie) und gegebenenfalls Hauttests oder eine Dünndarmbiopsie, falls der Verdacht auf Zöliakie besteht. Wichtig ist, dass diese Untersuchungen durchgeführt werden, bevor die Ernährung auf glutenfrei umgestellt wird. Ansonsten könnten hierdurch die Ergebnisse verfälscht werden.

Sind Zöliakie und Weizenallergie ausgeschlossen, erfolgt der nächste Schritt der Diagnostik: Eine probeweise glutenfreie Diät. Bessern sich die Symptome unter dieser Diät deutlich oder verschwinden gänzlich? Treten diese nach einer Wiedereinführung von Gluten in den Speiseplan erneut auf, erhärtet sich der Verdacht auf eine Glutensensitivität. Idealerweise sollte dieser Prozess unter ärztlicher Aufsicht und gegebenenfalls auch doppelblind und placebokontrolliert erfolgen, um den Placebo-Effekt auszuschließen. Die Diagnose basiert also maßgeblich auf dem Ausschluss anderer Erkrankungen und dem Ansprechen auf eine glutenfreie Ernährung.

Welche Rolle nehmen Gluten und andere Weizenbestandteile als Ursache ein?

Die genaue Ursache der Glutensensitivität (NCGS) ist weiterhin Gegenstand der Forschung. Nach wie vor ist unklar, welche Komponente(n) der glutenhaltigen Getreidearten genau die Symptome auslöst. Während Gluten lange als Hauptauslöser galt, deuten neuere Studien darauf hin, dass auch andere Substanzen im Weizen eine Rolle spielen könnten.

Dazu gehören Amylase-Trypsin-Inhibitoren (ATIs) – Proteine, die im Weizen natürlich vorkommen und das Immunsystem im Darm aktivieren können, was zu Entzündungsreaktionen führen könnte.

Eine weitere Hypothese fokussiert auf FODMAPs (fermentierbare Oligo-, Di-, Monosaccharide und Polyole). Dies sind kurzkettige Kohlenhydrate, die in vielen Lebensmitteln, wie Weizen, Roggen und Gerste, enthalten sind. Diese können im Darm schlecht resorbiert werden. Bei empfindlichen Personen kann die bakterielle Fermentation zu Blähungen, Bauchschmerzen und Durchfall führen. Da viele glutenhaltige Lebensmittel auch reich an FODMAPs sind, ist es möglich, dass manche Betroffene eher auf FODMAPs als auf Gluten selbst reagieren. Die Ursache der Symptome bei NCGS ist wahrscheinlich multifaktoriell.

Können Enzyme und Bakterien bei Glutensensitivität helfen?

Für Menschen mit Glutensensitivität, die Gluten nicht vollständig meiden oder versehentlich geringe Mengen aufnehmen, könnten bestimmte Enzyme in Kombination mit selektierten Bakterienstämmen eine immense Unterstützung bieten. Es ist wichtig zu betonen, dass dies nicht für Zöliakie gilt, bei der eine strikt glutenfreie Diät unerlässlich ist. Menschen mit Glutensensitivität könnten von spezifischen Enzymen profitieren. Diese Enzyme, besonders Proteasen, sind in der Lage, Gluten-Peptide zum Teil schon während der Verdauung zu zerlegen. Hierdurch könnte die Belastung für den Körper reduziert werden. Studien, wie die von Vacca et al. (2024), untersuchten die Wirkung von mikrobiellen Konsortien (MCs) in Kombination mit kommerziellen Protease-Enzymen auf den Glutenabbau unter simulierten Magen-Darm-Bedingungen.  

Diese Forschung zeigte, dass bestimmte Kombinationen aus Bakterienstämmen (Laktobazillen und Bacillus-Stämme) und Proteasen Gluten effektiv hydrolysieren können – sogar bei relativ hohen Ausgangsmengen. Hydrolysieren bezeichnet in diesem Kontext die enzymgesteuerte Zerlegung von Gluten in kleinere Peptide, die für den Körper besser verträglich sind.

 

Produkte wie “EnzyBiotic Easy Effect Plus” enthalten beispielsweise eine Protease sowie spezifische, im menschlichen Darm vermehrungsfähige Bakterienstämme. Solche Produkte zielen darauf ab, die Verdauung bei glutenbedingten Beschwerden gezielt zu unterstützen.

Die in der Studie untersuchten Bakterienstämme zeigten zudem weitere potenziell positive Effekte, wie eine antioxidative Aktivität und die Fähigkeit, Phytinsäure abzubauen. Hierdurch könnte sich die Mineralstoffaufnahme allgemein verbessern.

Während diese Ansätze vielversprechend sind, ersetzen sie keine ärztliche Diagnose und Behandlung und sollten als unterstützende Maßnahme im Rahmen einer angepassten Ernährung betrachtet werden.

Glutenfreie Lebensmittel – Wie wichtig ist eine glutenfreie Ernährung bei Glutensensitivität?

Die primäre Behandlung der Glutensensitivität besteht darin, Gluten aus der Ernährung zu eliminieren oder zumindest stark zu reduzieren. Eine glutenfreie Ernährung bedeutet den Verzicht auf alle Lebensmittel und Produkte, die Weizen, Roggen, Gerste, Dinkel, Emmer, Kamut oder Grünkern enthalten oder daraus hergestellt wurden.

Es ist wichtig, die Zutatenliste von verarbeiteten Lebensmitteln sorgfältig zu prüfen, da Gluten oft versteckt in Saucen, Suppen, Wurstwaren oder sogar Süßigkeiten enthalten sein kann.

Natürliche, glutenfreie Lebensmittel sind:

  • Reis
  • Mais
  • Hirse
  • Buchweizen
  • Quinoa
  • Amaranth
  • Kartoffeln
  • Gemüse
  • Obst
  • Hülsenfrüchte
  • Milchprodukte (unverarbeitet)
  • Fleisch und Fisch (unpaniert)

Speziell als “glutenfrei” gekennzeichnete Produkte bieten eine sichere Alternative. Für Menschen mit Glutensensitivität ist es oft nicht notwendig, die Diät so extrem strikt einzuhalten wie bei Zöliakie. Manche vertragen geringe Mengen Gluten ohne Symptome. Die individuelle Toleranzschwelle muss jedoch ausgetestet werden, am besten in Absprache mit einem Arzt oder Ernährungsberater.

Welche Lebensmittel sollten bei einer Glutensensitivität gemieden werden?

Bei einer diagnostizierten Glutenunverträglichkeit sollte der Speiseplan angepasst werden, um den Verzehr von glutenhaltigen Lebensmitteln zu vermeiden. Die Hauptquellen für Gluten sind die Getreidesorten Weizen, Roggen, Gerste und Dinkel sowie deren verwandte Arten und daraus hergestellte Produkte.

Konkret bedeutet das den Verzicht auf:

  • Brot und Backwaren: Die meisten herkömmlichen Brote, Brötchen, Kuchen, Kekse, Cracker, Zwieback.
  • Nudeln: Standard-Pasta aus Hartweizen, Dinkel-Nudeln etc.
  • Getreide und Müsli: Weizenflocken, Roggenflocken, Gerstenflocken, fertige Müslimischungen (oft mit Gerstenmalz gesüßt), Bulgur, Couscous.
  • Seitan: Ein Fleischersatz, der aus reinem Weizeneiweiß (Gluten) besteht.
  • Bier: Die meisten Biersorten werden aus Gerstenmalz gebraut.
  • Fertigprodukte: Viele Saucen, Suppen, Dressings, Würzmittel, Panaden, panierte Produkte, Wurstwaren, Süßigkeiten können Gluten als Bindemittel oder Zutat enthalten. Hier ist das Lesen der Zutatenliste unerlässlich.

Hafer stellt einen Sonderfall dar. Obwohl Hafer von Natur aus glutenfrei ist, wird er oft in denselben Produktionsanlagen verarbeitet wie glutenhaltige Getreidearten und kann daher kontaminiert sein. Für sehr empfindliche Personen oder zu Beginn der Ernährungsumstellung wird empfohlen, nur speziell als “glutenfrei” deklarierten Hafer zu verwenden oder Hafer zunächst zu meiden.

Gibt es alternative Behandlungsansätze zur Linderung der Beschwerden?

Neben der glutenfreien Ernährung als Hauptpfeiler der Behandlung gibt es weitere Ansätze, die zur Linderung der Symptome bei Glutensensitivität beitragen können. Da die Ursachen komplex sein können und möglicherweise auch FODMAPs eine Rolle spielen, kann eine Low-FODMAP-Diät unter professioneller Anleitung für einige Betroffene hilfreich sein. Diese Diät reduziert die Aufnahme von schwer verdaulichen Kohlenhydraten und kann Magen-Darm-Beschwerden lindern.

Zur Unterstützung der Verdauung von (Rest-)Gluten lassen sich, wie bereits erwähnt, verschiedene Präparate einsetzen. Dazu gehören Enzyme mit Proteasen sowie Probiotika mit spezifischen Bakterienstämmen. Diese Hilfsmittel können ihre Wirkung besonders dann entfalten, wenn kleine Glutenmengen unbeabsichtigt aufgenommen wurden. Sie stellen auch für Personen eine Option dar, die Probleme haben, ihre glutenfreie Diät konsequent einzuhalten.

Eine ausreichende Zufuhr von Ballaststoffen aus glutenfreien Quellen wie Gemüse, Obst und glutenfreien Vollkornprodukten ist ebenfalls wichtig für eine gesunde Darmfunktion. Generell ist eine ausgewogene Ernährung, die reich an Nährstoffen ist, essenziell.

Bei psychischen Symptomen oder starker Beeinträchtigung der Lebensqualität können auch psychologische Unterstützung oder Entspannungstechniken sinnvoll sein.

Fazit: Glutensensitivität – Ein zunehmend verstandenes Krankheitsbild mit innovativen Lösungsansätzen

Glutensensitivität beziehungsweise Nicht-Zöliakie-Glutensensitivität (NCGS) stellt zwar noch eine diagnostische Herausforderung dar, gewinnt jedoch in der Medizin zunehmend an Aufmerksamkeit und Verständnis. Die klare Abgrenzung von Zöliakie und Weizenallergie ermöglicht heute eine präzisere Einordnung der Symptomatik. Die Forschung hat in den letzten Jahren beachtliche Fortschritte erzielt und liefert wertvolle Erkenntnisse über potenzielle Auslöser wie Amylase-Trypsin-Inhibitoren (ATIs) und FODMAPs.

Besonders ermutigend sind die vielversprechenden Behandlungsansätze, die über eine reine Diätumstellung hinausgehen. Innovative Kombinationen aus spezifischen Proteasen und ausgewählten Bakterienstämmen zeigen in Studien das Potenzial, Gluten effektiv abzubauen und die Symptomatik deutlich zu lindern. Diese enzymatischen Unterstützungsmöglichkeiten eröffnen Betroffenen neue Perspektiven für mehr Flexibilität im Alltag.

Mit einer individuell angepassten Ernährung, gezielten Nahrungsergänzungen und fachkundiger Begleitung können Menschen mit Glutensensitivität heute ein beschwerdefreies, erfülltes Leben führen – die Diagnose bedeutet längst nicht mehr den Verzicht auf Lebensqualität und kulinarischen Genuss.

FAQ – Häufig gestellte Fragen

Bei einer Glutensensitivität können Symptome wie Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall, Müdigkeit, Kopfschmerzen und Gelenkschmerzen auftreten. Diese Beschwerden ähneln teilweise denen einer Zöliakie, sind jedoch nicht mit einer Schädigung des Dünndarms verbunden.

Im Gegensatz dazu tritt bei einer Gluten-Allergie oft eine unmittelbare immunologische Reaktion auf, die sich durch Hautausschläge, Juckreiz, Atembeschwerden oder sogar anaphylaktische Reaktionen zeigen kann. Während sich manche Symptome der Zöliakie und Glutensensitivität ähneln, sind die zugrundeliegenden Mechanismen und langfristigen Auswirkungen unterschiedlich.

Die Diagnose einer Glutensensitivität erfolgt hauptsächlich durch ein Ausschlussverfahren. Zunächst müssen Zöliakie und Weizenallergie ausgeschlossen werden. Dies geschieht durch Bluttests auf spezifische Antikörper, gegebenenfalls eine Dünndarm-Biopsie (bei Zöliakie-Verdacht) und allergologische Tests.

Anschließend folgt eine glutenfreie Diät für 2-6 Wochen. Wenn sich die Symptome verbessern und nach erneuter Gluteneinführung wieder verschlechtern, spricht dies für eine Nicht-Zöliakie-Glutensensitivität. Ein Ernährungstagebuch kann helfen, die Unverträglichkeit zu bestätigen und Reaktionen auf Gluten zu dokumentieren.

Die effektivste Behandlung bei Glutensensitivität ist eine konsequent glutenfreie Ernährung. Dies bedeutet, alle Nahrungsmittel zu meiden, die Weizen, Roggen, Gerste sowie oft auch Dinkel und Seitan enthalten. Manche Betroffene müssen zudem Hafer meiden, obwohl er von vielen vertragen wird.

Nach einer Umstellung der Ernährung verschwinden die Symptome meist innerhalb weniger Wochen. Anders als bei Zöliakie scheinen einige Menschen mit Glutensensitivität nach längerer Zeit kleine Mengen Gluten wieder vertragen zu können, jedoch ist dies individuell sehr unterschiedlich. Begleitend können manchmal Probiotika oder Verdauungsenzyme helfen, die allgemeine Darmgesundheit zu unterstützen.

Die Symptome einer Glutensensitivität werden hauptsächlich durch glutenhaltige Nahrungsmittel verschlimmert. Dazu gehören klassische Weizenprodukte wie Brot, Nudeln, Kuchen und Gebäck, aber auch versteckte Glutenquellen in Soßen, Fertiggerichten, Wurst und einigen Süßigkeiten.

Einige Betroffene reagieren zudem auf FODMAP-reiche Lebensmittel, bestimmte Zusatzstoffe oder Hefe, wodurch die Symptomatik komplexer ausfällt. Es ist wichtig zu wissen, dass auch scheinbar unbedenkliche Produkte durch Kreuzkontamination Spuren von Gluten enthalten können, beispielsweise wenn sie in denselben Produktionsanlagen hergestellt werden.

Der wesentliche Unterschied zwischen Glutensensitivität und Zöliakie liegt in der Auswirkung auf den Dünndarm.

Bei Zöliakie führt der Verzehr von Gluten zu einer Autoimmunreaktion, welche die Dünndarmschleimhaut schädigt und zu einer Abflachung der Darmzotten (Zottenatrophie) führt. Dieser Umstand beeinträchtigt die Nährstoffaufnahme erheblich.

Bei der Glutensensitivität hingegen bleibt die Dünndarmschleimhaut strukturell intakt, obwohl Symptome auftreten. Laboruntersuchungen zeigen bei Zöliakie typischerweise erhöhte Antikörper-Werte und genetische Marker (HLA-DQ2/DQ8), während diese bei Glutensensitivität meist im Normalbereich liegen. Die Reaktionen auf Gluten sind bei Glutensensitivität vermutlich eher auf eine Aktivierung des angeborenen Immunsystems zurückzuführen.

Eine unbehandelte Glutensensitivität kann zu anhaltenden Beschwerden wie chronischen Verdauungsproblemen, Nährstoffmängeln durch verminderte Mikronährstoffaufnahme und einer eingeschränkten Lebensqualität führen. Anders als bei Zöliakie besteht jedoch kein erhöhtes Risiko für Darmkrebs oder andere Autoimmunerkrankungen.

Trotzdem kann die ständige Entzündungsreaktion im Körper zu Erschöpfungszuständen, Konzentrationsproblemen, Stimmungsschwankungen und möglicherweise einem erhöhten Risiko für Reizdarm oder andere funktionelle Magen-Darm-Erkrankungen führen.

Nach der Umstellung auf eine glutenfreie Ernährung verbessern sich die meisten Symptome deutlich und viele Betroffene berichten von einem gesteigerten Wohlbefinden.

Bei Glutensensitivität müssen Sie nicht unbedingt komplett auf Hafer verzichten. Hafer enthält von Natur aus kein Gluten, sondern Avenin, ein ähnliches Protein. Viele Menschen mit Glutensensitivität vertragen reinen, unkontaminierten Hafer gut. Allerdings sollten Sie speziell gekennzeichneten glutenfreien Hafer wählen, da herkömmlicher Hafer oft durch Anbau, Ernte oder Verarbeitung mit glutenhaltigen Getreidesorten kontaminiert ist.

Manche Betroffene müssen dennoch Hafer meiden, da sie auch auf Avenin reagieren. Es empfiehlt sich, Hafer vorsichtig einzuführen, nachdem die Ernährung umgestellt wurde und die Symptome abgeklungen sind. So lässt sich individuelle Verträglichkeit testen.

Um festzustellen, ob eine Glutensensitivität vorliegt, sollten Sie zunächst einen Arzt aufsuchen, der Zöliakie und Weizenallergie ausschließt. Anschließend kann ein strukturierter Eliminationsdiät helfen: Führen Sie für 4-6 Wochen eine streng glutenfreie Diät durch und dokumentieren Sie Ihre Symptome. Verbessern sich diese deutlich, folgt eine kontrollierte Wiedereinführung von Gluten. Kehren die Symptome zurück, spricht dies für eine Glutensensitivität. Ein Ernährungstagebuch kann hilfreich sein, um Muster zu erkennen.

Beachten Sie, dass auch andere Nahrungsbestandteile wie FODMAPs, Histamin oder Fruktose ähnliche Beschwerden verursachen können. Eine professionelle Ernährungsberatung kann den Prozess unterstützen und helfen, die wirklichen Auslöser zu identifizieren.

Gluten ist in zahlreichen Produkten vorhanden, die auf den ersten Blick nicht hiermit assoziiert werden. Neben offensichtlichen Quellen wie Brot, Pasta und Gebäck kann es in den folgenden Produkten enthalten sein:

  • Soßenbinder
  • Fertigsuppen
  • Brühen
  • Würzmischungen
  • Sojasauce
  • Salatdressings
  • Ketchup
  • einige Fleisch- und Wurstwaren

Auch in Medikamenten, Nahrungsergänzungsmitteln, Lippenstift und sogar Briefumschlagkleber kann Gluten vorkommen. Vorsicht ist geboten bei Produkten mit Bezeichnungen wie Malz, modifizierte Stärke, hydrolysiertes Pflanzeneiweiß oder Stabilisatoren. Selbst glutenfreie Nahrungsmittel können durch Kreuzkontamination betroffen sein, wenn sie in denselben Produktionsanlagen wie glutenhaltige Produkte hergestellt werden. Daher ist es wichtig, Etiketten sorgfältig zu lesen und im Zweifelsfall beim Hersteller nachzufragen.

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